Andreas de Prutzia
Beiträger zum "Rostocker Liederbuch", der bisher nicht näher identifiziert werden konnte. Auf Bl. 10v der Handschrift ist notiert: Dominus et Magister Andreas de Prutzia / [dedit] praescriptum textum cum suis notis (Der Herr und Magister Andreas de Prutzia hat den vorher eingetragenen Text einschließlich der Noten beigesteuert).
in sich abgeschlossener Teil einer Sammelhandschrift mit Kleindichtungen unterschiedlichster Art, die am 15. Juli 1454 in Augsburg abgeschlossen wurde. Überliefert sind 97 Lieder ohne Melodien, die Handschrift liegt heute mit der Signatur Cgm 379 in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.
Bechsteins Handschrift
Sammelcodex mit Kleindichtungen zur Liebesthematik (darunter eine Sammlung von 73 Liedern), die 1512 abgeschlossen wurde und in einer sehr engen Verwandtschaft zur Handschrift des Martin Ebenreuter steht. Eine Erweiterung dieser Sammlung ist dann in das Liederbuch der Clara Hätzlerin eingegangen. Der Name erklärt sich daraus, dass sich die Handschrift im Besitz des Märchenforschers Ludwig Bechstein befand, lange galt sie danach als verschollen, heute liegt sie mit der Signatur Ms. Apel 8 in der Universitätsbibliothek Leipzig.
Bergreihen
Der ursprünglichen Bedeutung nach Tanzlieder der Bergleute, später als Sammelbegriff für Lieder verschiedensten Inhalts verwendet. In diesem erweiterten Sinne erscheint der Ausdruck dann in den Titeln von mehreren gedruckten Liedersammlungen aus der Zeit zwischen 1531 und 1574 (ohne Noten).
Buxheimer Orgelbuch
Handschrift mit Orgel-Tabulaturen (um 1470 abgeschlossen), die aus dem Karthäuserkloster Buxheim an der Iller stammt, und mit insgesamt 258 Nummern die umfangreichste und wichtigste Sammlung von Orgelmusik im 15. Jahrhundert darstellt. Die Handschrift wird heute mit der Signatur Mus. ms. 3725 in der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt.
Ebenreuter, Martin
Schreiber der nach ihm benannten Handschrift (vgl.: Handschrift des Martin Ebenreuter); eventuell identisch mit einem Kantor, der 1547 im unterfränkischen Königsberg (bei Schweinfurt) nachgewiesen werden konnte.
Enguerran de Marigny
Kammerherr und Berater des französischen Königs Philippe IV., nur wenige Monate nach dem Tode seines Förderers fiel er in Ungenade und wurde am 30.03.1315 hingerichtet. Die Nr. 60 im "Rostocker Liederbuch" überliefert eine Motette des französischen Komponisten Philippe de Vitry, die sich verschlüsselt auf das Ende des Enguerran de Marigny bezieht.
Fichards Liederbuch
Sammelhandschrift aus dem 3. Viertel des 15. Jahrhunderts, die überwiegend lyrische Texte ohne Melodien enthält, aber auch einige nichtsangliche Kleindichtungen. Die Sammlung ist benannt nach dem Editor und letzten Besitzer, Johann Carl von Fichard und gilt heute als verschollen.
Fundamentum Wolffgangi de nova domo (Fundamentum des Wolfgang von Neuhaus)
Spielanleitung für Orgel (mit Lehrbeispielen) aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, heute aufbewahrt in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (Signatur: ND VI 3225).
Handschrift des Martin Ebenreuter
Sammelcodex mit Kleindichtungen zur Liebesthematik (darunter eine Sammlung von 73 Liedern), die 1530 von Martin Ebenreuter in Würzburg abgeschrieben wurde und in einer sehr engen Verwandtschaft zur Bechsteinschen Handschrift steht. Eine Erweiterung dieser Sammlung ist dann in das Liederbuch der Clara Hätzlerin eingegangen. Die Handschrift wird heute mit der Signatur mgf 488 in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt.
Hätzlerin, Klara
Augsburger Berufsschreiberin (* ca. 1430; † nach 1476), in den Nürnberger Steuerbüchern für die Jahre 1452-1576 nachweisbar. Bekannt sind von ihr acht Handschriften mit deutschsprachigen Texten. Es handelt sich dabei um Rechtsbücher, Jagdliteratur, einen Text über die "geheimen" Künste und das sogenannte "Liederbuch der Clara Hätzlerin".
Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg
* 23.12.1525; † 12.02.1576. Seit 1547 ist Johann Albrecht, der in Frankfurt mit der Reformation in Berührung kam, Herzog von Mecklenburg-Güstrow und seit 1552 Herzog von Mecklenburg-Schwerin (vgl. den Artikel von Hildegard Thierfelder in der NDB). Johann Albrecht gilt als Förderer von Kultur und Wissenschaft, in den Einbänden von Büchern aus seiner Bibliothek hat der Rostocker Bibliothekar Bruno Claussen 1914 das "Rostocker Liederbuch" entdeckt.
Hinrick Sticker
In Vers 81, der Nr. 5 im "Rostocker Liederbuch" wird beschrieben, dass ein Hinrick Sticker dieses Lied zu ehren Herzog Ottos sang: Hinrick Sticker ſynget to eren / dat beſte dat he kan, / hertich otten deme edelen heren / ſynen truwen guden man.
Über das "Rostocker Liederbuch" hinaus liegen keine weiteren Informationen zu Hinrick Sticker vor.
Königsteiner Liederbuch
In sich abgeschlossener Teil einer Handschrift mit Kleindichtungen, der 169 Lieder enthält. Dieser Teil ist ca. 1470/71 im Umkreis der gräflichen Familie von Eppstein-Königstein (Taunus) entstanden. Die meisten Stücke sind ohne Melodien überliefert; zu vier Liedern haben sich jedoch Lautentabulaturen erhalten (die zu den frühesten Beispielen dieser neuen Aufzeichnungstechnik gehören). Die Handschrift wird heute mit der Signatur mgq 719 in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt.
Liederbuch der Klara Hätzlerin
Sammelhandschrift mit Kleindichtungen (hauptsächlich Texte mit Liebesthematik), die 1471 durch die Augsburger Berufsschreiberin Clara Hätzlerin angelegt wurde; darin findet sich als selbständiger Teil ein Corpus von 133 Liedern ohne Melodien, wovon 72 Lieder auch in der Bechsteinschen Handschrift und der Handschrift des Martin Ebenreuter stehen (ein Lied aus dem gemeinsamen Bestand der beiden Parallelhandschriften fehlt dagegen hier). Die Handschrift wird heute mit der Signatur Cod. X A 12 in der Bibliothek des Nationalmuseums in Prag aufbewahrt.
Lochamer Liederbuch
Zwischen 1452-1460 entstandene Handschrift aus dem Besitz des Wolflein von Lochamer, der dem Schülerkreis des Nürnberger Organisten und Komponisten Konrad Paumann angehört. Sie enthält im ersten Teil 45 Lieder (mit Melodien), bei dem zweiten Teil handelt es sich um Paumanns Orgel-Lehrbuch Fundamentum organisandi.
Der Mönch von Salzburg
Liederdichter aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts aus dem Umkreis des Salzburger Erzbischofs Pilgrim II. von Puchheim (1365-1396), der ca. 57 weltliche und 49 geistliche Lieder verfasste. Das weitgespannte Œuvre des Mönchs ist unter Anderem deshalb so bedeutsam, weil sich hier die ersten Beispiele von deutschsprachigen, mehrstimmigen Liedsätzen finden.
Mondsee-Wiener Liederhandschrift
Zweites Faszikel einer Sammelhandschrift, das nach Ausweis der Wasserzeichen in die Zeit zwischen 1454 und 1469 datiert werden kann und u.a. ein Corpus aus Liedern des Mönchs von Salzburg überliefert. Der Codex wird heute mit der Signatur Cod. 2856 in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt.
Oswald von Wolkenstein
Südtiroler Adeliger (* ca. 1376; † 1445), der neben Walther von der Vogelweide, Neidhart und Heinrich von Meißen (Frauenlob) als der bedeutendste Lyriker des Mittelalters gilt. Er verfasste neben zwei unsanglichen Texten ca. 131 Lieder, darunter sind 38 mehrstimmig überliefert.
Palm, Thomas
Urkundlich nicht bezeugter Schreiber der nach ihm benannten Sammelhandschrift aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Palmsche Handschrift
Sammelhandschrift mit Heldenepik und Kleindichtungen unterschiedlicher Art; darunter ein kleines Corpus von 9 Liebesliedern (ohne Melodien). Die Handschrift ist nach 1459 im östlichen Schwaben (Ulm?) von einem urkundlich nicht bezeugten Thomas Palm angelegt worden.
Paumann, Konrad
Orgelvirtuose, Komponist und Verfasser eines Lehrwerks für die Orgel (Fundamentum organisandi); außerdem hat er die (auch im Königsteiner Liederbuch bezeugte) Lautentabulatur entwickelt (* ca. 1430 in Nürnberg; † 1517 in München).
Peter von Strazeborgh
Nicht weiter bezeugtes Sprecher-Ich im historisch-politischen Lied RLB 11 über den Braunschweiger Brüderkrieg von 1431/32. In Strophe fünf ist über ihn zu lesen: De vns deſſen rey nü ſangk, / de is des wol bekennich: / Peter von Strazeborgh is he genand, / he ſynget mit eren in allen landen, / he hopet des he enhebbe des nene ſchande / manckt heren vnde mangkt furſten.
Philippe de Vitry
Französischer Liederdichter und Musiktheoretiker (* 1291 in Vitry; † 1361 in Meaux), der mit dem Traktat Ars nova (ca. 1322) das Schlüsseldokument für die Entwicklung der mehrstimmigen Musik (v. a. in Frankreich) verfasste. Erhalten haben sich aus seinem Œuvre noch ca. 12-14 Motetten, darunter 5, die Chaillou de Pesstain als musikalische Einlage in den Roman de Fauvel inserierte (ca. 1316); seine mehrstimmigen Balladen und Rondeaux sind nicht überliefert worden.
Reissner, Adam
Auch: Adam Reusner; lebte etwa zwischen 1496 und 1576/1582. Stand in enger Verbindung zur Schwenckfelder-Gemeinde in Augsburg, er tritt v. a. als Verfasser geistlicher Lieder in Erscheinung. Seine Stücke entwickelten in der Folge eine beachtliche Nachwirkung und sind teilweise heute noch u.a. in England und Amerika im Gebrauch.
Rimbökelin
Gedruckte Sammlung von niederdeutschen Reimpaarsprüchen von ca. 1548 mit dem Titel "Schönes Rimbökelin". Die Texte stammen vor allem aus dem Rostocker Druck "Reynke Vosz de olde" sowie dem niederdeutschen Narrenschiff. Das "Rimbökelin" ist eng verwandt mit den niederdeutschen "Werldtspröken".
Roman de Fauvel
Satirisch-allegorische Zeitdichtung; 1310-1314 von Gervais du Bus verfasst, der an der Kanzlei Philipps des Schönen bezeugt ist († nach 1338). Für die Musikwissenschaft ist dieser Roman so wichtig, weil er um 1316 von (dem ebenfalls an der Kanzlei tätigen) Chaillu de Pesstain († nach 1336) durch umfangreiche Einschübe erweitert wurde, zu denen über 150 musikalische Kompositionen sowohl der ars antiqua als auch der ars nova gehören. Von dieser Erweiterung hat sich eine bebilderte Prachthandschrift aus dem 14. Jahrhundert erhalten (Paris: Bibliotheque Nationale: fonds francais 146).
Rostocker Domfehde
Steffanus frater
Beiträger zum "Rostocker Liederbuch", der bisher nicht näher identifiziert werden konnte. Auf Bl. 18r der Handschrift ist notiert: Steffanus frater praescripta duo / Cantica dedit magno cum amore (Bruder Steffanus hat die beiden vorher eingetragenen Lieder gestiftet mit großer Liebe).
Werldtspröke
Gedruckte Sammlung von niederdeutschen Reimpaarsprüchen, die mit dem Titel "Schöne Künstlyke Werldtspröke" spätestens seit 1540 in mindestens sechs Auflagen zirkulierte. Die Texte stammen vor allem aus dem Rostocker Druck "Reynke Vosz de olde" sowie dem niederdeutschen Narrenschiff. Die "Werldtspröke" sind eng verwandt mit dem niederdeutschen "Rimbökelin".
Wolfgang von Neuhaus (Nova domo)
Urkundlich nicht bezeugter Verfasser eines Lehrbuchs für Tasteninstrumente (vgl.: Fundamentum Wolffgangi de nova domo).