"Myt wollust mynes hertzen"
Textinformationen
Nummer im RLB: 7
Blattnummer: 8r–9r
Texttyp: Register I – Werbelied (1.3.1)
Inhalt: Spätmittelalterliche Überarbeitung des Werbeliedes. Hier beginnt der Text mit der Ankündigung eines Ich-Sprechers, sich nach einer geliebten Person zu verzehren. Das eher locker gebaute Lied verbindet dann das Lob auf die inneren wie äußeren Vorzüge der Dame mit der deutlichen Artikulation erotischer Wünsche; es endet mit der Bitte an die adressierte Dame, sich allein dem Sprecher zuzuwenden. In Str. IV schimmert durch, dass sich der Sänger vergeblich vorgenommen hatte, sich von der Geliebten abzuwenden.
Schreiberhand: 1 (unsicher); Hauptschreiber, Kursive
Autor: Keine Autorinformationen vorhanden.
Melodieaufzeichnung: Keine Melodie überliefert.
Notationstyp: –
Textabdruck
Ranke/Müller-Blattau (1927) – S. 225 [33]–227 [35]
Myt wolluſt mynes hertzen
wil ic[h] des heben an
ane rede vnde ane ſchertz[.]:
ich vortzere ene klare perſone,
de ich no[ch] ny ghehatzet han,
in mynem hertzen tz[. . .].
Ich motz vff alle ſtratzen,
von ere wil i[ch] nicht latzen.
datz ſyngh ich vnde redes vordan.
In ereme lyue dar iſ ſe wijt,
ſe hat [. . .] lynden ganck.
ſe neget ere houet [. . .] gantzer flijt,
bouen iſ ſe nicht ſo la[nck].
ere antzlit iſ ſo wol getzirt,
ere o[gen] de ſyn klar,
ere wengelyn ſynt ro [. . . .]
ere neſelyn dat is fyn pollert,
er[. . . . .] is roſenvar.
Gelich eme lowen holt ſe ere bru[st],
[. . .] dot my vff vor dret,
dat ik ſe n[. . . . . . .
. . . . . . . . . . . .]
[. . . . . . . . . . . .]
[. . . .] mir wanen by.
dar vmbe drecht ſe mannigen nijt,
datz ſe wol kan vor driuen leyt,
er lachen datz is gemeyt.
Sich wo ſchone bistü geſtalt,
du juncfrowe ſuuerlich,
dich louet manniger junck vnde alt,
des ſalt du frowen dich.
dyn truren ſalſtu l[e]tzen,
du alder lebeſte myn.
Ich hatte mich des vor metzen,
ich wolde din vorgetzen,
nu mach eſ nicht geſyn.
Ere degelikes kleyt datz is gemeyt
vnde ſal myr nicht erſchrecken,
er kedelyn wytz, er ſchodelyn kleyne,
de don er [fo]tzelyn bedecken.
er gordelyn ſmal, [e]r gel datz har,
datz han ich na vor [ge]tzen,
tzwe armelin drecht ſe uff[en]par,
ere bruſtelin de syn kleyn vnde [ba]r:
ich habe ſe recht gemetzen.
Kemes tzo myme heyle
vnd h[. . . . . . vor]denet vmme god,
dat ſe myr worde tz[o teyle],
vor ſwunden were myn not.
noch er [. . . . .] mir geringe,
datz ſchaffet ere gud[e] geſtalt.
wil got datz mir gelunge,
da[tz] mich ken ander vordrunge,
ſo were iſ g[ar] ſchone bericht.
Halt dich ſchone iſ leff tzo mir all[ein],
des bid ich dir myf flytze.
der l[eue] got mǒtz din pleger ſyn
in deme ew[igen] paradiſ.
god de voge dir vp erden
w[. .] du begerende biſt.
hilff god, mo[geſtu] mir werden
myt alle dynen gepe[rden],
ſo wer iſ gar ſchone bericht.
Claussen (1919) – S. 15–18
Myt wolluſt mynes hertzen
Wil ich des heben an
Ane reden vnd ane ſchertzen,
Jch vorere ene klare perſone
De ich noch ny ghehatzet han
Jn mynem hertzen tz[ere].
Ich motz uff alle ſtratzen,
Van ere wil ich nicht latzen,
Datz ſyngh ich vnde red ich vordan.
Jn ereme lyve dar is ſe wijt,
Se hat enen lynden ganck,
Se neget ere hovet mit gantzer flijt,
Boven is ſe nicht ſo lanck.
Ere antzlat is ſo wol getzirt,
Ere [oghen] de ſyn klar,
Ere wengelyn ſynt [rot?].
Ere neſelyn das is fyn pohlert,
Ere [mund] is roſenvar.
Gelich enem lowen holt ſe ere b[orſt]
Dat my uff vordret,
Dat ik ſe [na myner luſt]
[Jn myne arme ſchlot.]
[Schwart brun is er gewand,]
[Blaw deit] er wanen by
Dar umme drecht ſe mannigen nijt.
Datz ſe wol kan vordriven leyt,
Er lachen datz is gemeyt.
Sich, wo ſchone biſtu geſtalt,
Du Junckfrowe ſuverlich.
Dich lovet manniger iunck vnde alt
Des ſalt du frowen dich.
Dyn truren ſalſtu letzen,
Du alderleveſte myn,
Jch hatte mich des vormetzen,
Jch wolde dyn vorgetzen,
Nu mach es nicht geſyn.
Ere degelikes kleyt
Datz is gemeyt
Unde ſal myr nicht erſchrecken,
Er kedelyn wytz,
Er schodelyn kleyne
De don er [fu]tzelyn bedecken
Er gordelyn ſmal
[Er] gel datz har
Datz haff ich na vor [me]tzen.
Tzwe armelyn drecht ſe uff[en]par
Ere bruſtelin de ſyn kleyn vnde [ba]r
Jch habe ſe recht gemetzen.
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Kemet tzo myme heyle
Und h[att ich vor]denet umme god,
Dat ſe myr worde tzo [teyle,]
Vorſwunden were myn not.
Noch er [iſſet?] mir geringe,
Datz ſchaffet ere gude geſtalt,
Wil got datz mir gelinge,
D[atz] mich ken ander vordringe,
So were is gar ſchone beſtalt.
Halt dich ſchone (is leff) tzo mir all[eyn]
Des bid ich dir myt flytze.
Der l[eve] got motz din pleger ſyn
Jn dem ewigen paradis.
God de voge dit up erden,
W[ann] du begerende biſt,
Hilff god me[geſtu] mir werden
Mijt alle dynen geperden,
So wer is gar ſchone bericht.
Sprachstand
H/N
Der Sprachstand von RLB 7 weist eine Mischung aus niederdeutschen und hochdeutschen Merkmalen auf.
Niederdeutsch
Die nd. Textpassagen enthalten Kennformen verschiedener mnd. Varietäten: Westnd., resp. ostf. oder westf. Einfluss indizieren die Formen bouen 'oben' (V. 13), louet 'lobt' (V. 30) und frowen 'freuen' (V. 31) mit o-Graphie zur Realisierung des tonlangen o. Mit der Schreibung <a> in wanen 'wohnen' (V. 24) hingegen liegt die Ausprägung dieser Variable vor, die typisch für das Geldrisch-Kleverländische und Nordnd. ist. Um eine spezifisch nordnd. Form handelt es sich bei wo 'wie' (V. 28), während die verbale Variante dot 'tut' (V. 20) wiederum ein westf. Merkmal ist. Die pronominale Variante my 'mir' (V. 20) schließlich herrschte im Nordnd., Südm. und Westf. vor.
Hochdeutsch
Die hd. Färbung des Sprachstandes belegen augenscheinlich hd. Formen (1), hyperkorrekte Varianten (2) sowie hybride Bildungen (3).
(1) Zur ersten Gruppe zählen Varianten, deren schriftliche Realisierung hd. Konsonantismus und Vokalismus indiziert. Dies sind u. a. hertzen 'Herzen' (V. 1), letzen 'beenden' (V. 32), schertz 'Scherz' (V. 3), heben 'heben' (V. 2), vff 'auf' (V. 7, 20), brust 'Brust' (V. 19) und hilff 'hilf' (V. 61). Auch die Varianten tzwe 'zwei' (V. 43), uffenpar 'offenbar' (V. 43) und geperden 'Gebärden' (V. 62) gehören dazu, lassen sich überdies aber auch bestimmten hd. Varietäten zuordnen: Die Schreibung <e> in der ersten Form deutet md. Vokalqualität an. Die Graphie <p> anstelle von <b> im Silbenanlaut der beiden anderen ist typisch für das Bair.
Hd. Lautstand weisen ihrer schriftlichen Form zur Folge auch die pronominalen Varianten ich 'ich' (V. 2, 4, 5, 8, 9, 34, 35, 42, 45, 56), mir 'mir' (V. 24, 48, 50, 52, 55, 61) und mich 'mich' (V. 34, 53), ferner dich 'dich' (V. 30, 55) und dir 'dir' (V. 59) sowie es 'es' (V. 36) und der 'der' (V. 57) auf.
Mit Blick auf die Pronomen fällt auf, dass einige Variablen nahezu konsequent hd. realisiert wurden. Dies betrifft die Personalpronomen der 1. und 2. Sg. Nom., Dat. und Akk. 'ich', 'mir', 'mich', 'dir' und 'dich'. Andere erscheinen demgegenüber durchgehend in nd. Ausformung, und zwar die Pronomen der 3. Sg. Fem. Nom. und Akk. sowie der 3. Sg. Fem. Gen. und Dat. (vgl. V. 10-13, 19, 21, 25, 26, 43, 45, 48 sowie V. 8, 10, 12, 14-19, 27, 37, 39, 40, 41, 44, 50). Allerdings gilt es vor dem Hintergrund der erwähnten md. Kennformen zu berücksichtigen, dass die Gen.- und Dat.-Pronomen er, ere usw. mit e im Anlaut nicht nur im Mnd., sondern auch im Md. (vgl. Paul § M 41, Anm. 5) nachgewiesen werden können.
Mit der gleichen Konsequenz wie bei den ungeschlechtigen Pronomen wurden die Formen des Paradigmas von 'haben' hd. wiedergegeben. Dies belegen han 'habe' (V. 5, 42), hat 'hat' (V. 11), hatte 'hatte' (V. 34) und habe 'habe' (V. 45). Anders verhält es sich bei dem Verb 'sein'. Neben hd. geprägten Formen wie gesyn 'sein' (V. 36) und syn 'sein' (V. 57) kommen überwiegend nd. vor (vgl. 10, 13-18, 27, 37, 44). Schließlich handelt es sich auch bei armelin 'Ärmchen' (V. 43) und brustelin 'Brüste (Diminutivum)' (V. 44) um hd. Varianten.
Schwieriger gestaltet sich die Bestimmung der Varianten alt 'alt' (V. 30) und Halt 'halte' (V. 55). Der unverdumpfte Zustand des Vokals a vor der Konsonantenverbindung ld, lt ist typisch für die mnd. Varietäten des Elbostf. und Südwestf. Vor dem Hintergrund des stark hd. beeinflussten Sprachstandes von RLB 7 könnten die genannten Varianten allerdings auch auf hd. Ursprung zurückgeführt werden. Ganz ähnlich verhält es sich bei den Varianten salt 'sollst' (V. 31), salstu 'sollst du' (V. 32) und sal 'soll' (V. 38) aus dem Flexionsparadigma von 'sollen', die ihrer schriftlichen Ausprägung nach sowohl westf., also nd., als auch md., d. h. hd., sein können, zumal der Text weitere westf. und md. Indizien aufweist.
(2) Ausgenommen von wijt 'weiß' (V. 10), flijt 'Fleiß' (V. 12), vordre(e)t 'Verdruß' (V. 20) und dat 'dass' (V. 48) hat der Schreiber anstelle des nd. unverschobenen Verschlusslautes /t/ aus germ. */t/ die Graphie <tz> verwendet. Da er hierbei nicht zwischen den verschiedenen hd. Verschiebeergebnissen unterschied, kam es mehrfach zu hyperkorrekten Bildungen mit <tz>-Schreibung, wo das hd. die Spirans /s/ realisiert. Dies sind fotzelyn 'Füße (Diminutivum)' (V. 40), ghehatzet 'gehasst' (V. 5), motz/mo(v)tz 'muss' (V. 7, 57), stratzen 'Straßen' (V. 7), latzen 'lassen' (V. 8), datz 'das/dass' (V. 9, 26, 27, 37, 41, 42, 51-53), metzen 'messen' (V. 34), vorgetzen 'vergessen' (V. 35, 42), wytz 'weiß' (V. 39), gemetzen 'gemessen' (V. 45) und flytze 'Fleiß' (V. 56). Eine besondere Variante liegt mit antzlit 'Antlitz' (V. 14) vor, da der Schreiber hier ausgehend vom nd. Äquivalent antlat fälschlicherweise das t der ersten, nicht das der zweiten Silbe graphisch mit <tz> wiedergegeben hat. Eine andere Form der Hyperkorrektur repräsentieren die Varianten myr 'mir' (V. 38) und dir 'dir' (V. 56), die ihrer Schreibung nach mit den hd. Dativformen übereinstimmen, jedoch dort eingesetzt wurden, wo entsprechend der hd. Kasusdifferenzierung Akkusativformen erwartbar wären.
(3) Die hybriden Formen, die sowohl nd. als auch hd. Merkmale aufweisen, können hinsichtlich der Sprachebenen, die sie betreffen, drei unterschiedlichen Typen zugeordnet werden. Zum einen kommen solche Varianten vor, die im Vokalismus nd., im Konsonantismus hingegen hd. Lautstand haben. Dies sind lebeste 'liebste' (V. 33), tzo 'zu' (V. 46, 48, 55) und is 'es' (V. 63). Hinsichtlich der Wortbildung gibt es zum anderen Ausprägungen mit nd. Basis und hd. Suffix, wie kedelyn 'Kittel (Diminutiv)' (V. 39), schodelyn 'Schürze (Diminutiv)' (V. 39) und gordelyn 'Gürtel (Diminutiv)' (V. 41), sowie solche mit hd. Basis und nd. Suffix, wie im Fall von vor metzen 'vermessen' (V. 34) und vor getzen/vorgetzen 'vergessen' (V. 35, 42). Letztere zählen mit der Graphie <tz> überdies auch zu den hyperkorrigierten Formen.
Liste der Kennformen
V. 1 | hertzen | 'Herzen' | Hochdeutsch |
V. 2 | ich | 'ich' | Hochdeutsch |
V. 2 | heben | 'heben' | Hochdeutsch |
V. 3 | schertz | 'Scherz' | Hochdeutsch |
V. 4 | ich | 'ich' | Hochdeutsch |
V. 4 | vortzere | 'verzehre' | Hybridform |
V. 5 | ich | 'ich' | Hochdeutsch |
V. 5 | ghehatzet | 'gehasst' | Hybridform, Hyperkorrekte Form |
V. 5 | han | 'habe' | Hochdeutsch |
V. 6 | hertzen | 'Herzen' | Hochdeutsch |
V. 7 | motz | 'muss' | Hybridform, Hyperkorrekte Form |
V. 7 | vff | 'auf' | Hochdeutsch |
V. 7 | stratzen | 'Straßen' | Hyperkorrekte Form |
V. 8 | ich | 'ich' | Hochdeutsch |
V. 8 | latzen | 'lassen' | Hyperkorrekte Form |
V. 9 | datz | 'das' | Hyperkorrekte Form |
V. 9 | ich | 'ich' | Hochdeutsch |
V. 11 | hat | 'hat' | Hochdeutsch |
V. 13 | bouen | 'oben' | Ostfälisch, Westfälisch (Peters 1.2.2.) |
V. 14 | antzlit | 'Antlitz' | Hyperkorrekte Form |
V. 14 | wol | 'wohl' | Nordniederdeutsch, Ostfälisch (Peters 4.6.4.4.) |
V. 14 | getzirt | 'geschmückt' | Hochdeutsch |
V. 16 | wengelyn | 'Wangen' (Diminutivum) | Hochdeutsch |
V. 17 | neselyn | 'Nase' (Diminutivum) | Hochdeutsch |
V. 19 | brust | 'Brust' | Hochdeutsch |
V. 20 | dot | 'tut' | Westfälisch |
V. 20 | my | 'mir' | Nordniederdeutsch, Südmärkisch, Westfälisch (Peters 2.4.) |
V. 20 | vff | 'auf' | Hochdeutsch |
V. 24 | mir | 'mir' | Hochdeutsch |
V. 24 | wanen | 'wohnen' | Geldrisch-Kleverländisch, Nordniederdeutsch (Peters 1.2.2.) |
V. 26 | datz | 'dass' | Hyperkorrekte Form |
V. 26 | wol | 'wohl' | Nordniederdeutsch, Ostfälisch (Peters 4.6.4.4.) |
V. 27 | datz | 'das' | Hyperkorrekte Form |
V. 28 | wo | 'wie' | Nordniederdeutsch (Peters 4.6.1.3.) |
V. 30 | dich | 'dich' | Hochdeutsch |
V. 30 | louet | 'lobt' | Ostfälisch, Westfälisch (Peters 1.2.2.) |
V. 30 | alt | 'alt' | Elbostfälisch, Geldrisch-Kleverländisch, Südwestfälisch (Peters 1.1.2.) |
V. 31 | frowen | 'freuen' | Ostfälisch, Westfälisch (Peters 1.2.2.) |
V. 31 | salt | 'sollst' | Mitteldeutsch (Paul § M 98), Westfälisch (Peters 1.4.7.) |
V. 32 | letzen | 'lassen' | Hochdeutsch |
V. 32 | salstu | 'sollst du' | Mitteldeutsch (Paul § M 98), Westfälisch (Peters 1.4.7.) |
V. 33 | lebeste | 'liebste' | Hybridform |
V. 34 | hatte | 'hatte' | Hochdeutsch |
V. 34 | Ich | 'ich' | Hochdeutsch |
V. 34 | mich | 'mich' | Hochdeutsch |
V. 34 | vor metzen | 'vermessen' | Hyperkorrekte Form |
V. 35 | ich | 'ich' | Hochdeutsch |
V. 35 | vorgetzen | 'vergessen' | Hyperkorrekte Form |
V. 36 | es | 'es' | Hochdeutsch |
V. 36 | gesyn | 'sein' | Hochdeutsch |
V. 37 | datz | 'das' | Hyperkorrekte Form |
V. 38 | myr | 'mir' | Hyperkorrekte Form |
V. 38 | sal | 'soll' | Mitteldeutsch (Paul § M 98), Westfälisch (Peters 1.4.7.) |
V. 39 | kedelyn | 'Kittel' (Diminutivum) | Hybridform |
V. 39 | schodelyn | 'Schürze' (Diminutivum) | Hybridform |
V. 39 | wytz | 'weiß' | Hyperkorrekte Form |
V. 40 | fotzelyn | 'Füße' (Diminutivum) | Hyperkorrekte Form |
V. 41 | datz | 'das' | Hyperkorrekte Form |
V. 41 | gordelyn | 'Gürtel' (Diminutivum) | Hybridform |
V. 42 | datz | 'das' | Hyperkorrekte Form |
V. 42 | han | 'habe' | Hochdeutsch |
V. 42 | ich | 'ich' | Hochdeutsch |
V. 42 | vor getzen | 'vergessen' | Hybridform |
V. 43 | tzwe | 'zwei' | Mitteldeutsch (Paul § M 60, Anm. 1) |
V. 43 | armelin | 'Arme' (Diminutivum) | Hochdeutsch |
V. 43 | uffenpar | 'offenbar' | Hochdeutsch |
V. 44 | brustelin | 'Brüste' (Diminutivum) | Hochdeutsch |
V. 45 | ich | 'ich' | Hochdeutsch |
V. 45 | habe | 'habe' | Hochdeutsch |
V. 45 | gemetzen | 'gemessen' | Hyperkorrekte Form |
V. 46 | myme | 'meinem' | Mitteldeutsch (Paul § M 43, Anm. 1) |
V. 46 | tzo | 'zu' | Hybridform |
V. 48 | myr | 'mir' | Hochdeutsch |
V. 48 | tzo | 'zu' | Hybridform |
V. 50 | mir | 'mir' | Hochdeutsch |
V. 51 | datz | 'das' | Hyperkorrekte Form |
V. 52 | datz | 'dass' | Hyperkorrekte Form |
V. 52 | mir | 'mir' | Hochdeutsch |
V. 53 | datz | 'dass' | Hyperkorrekte Form |
V. 53 | mich | 'mich' | Hochdeutsch |
V. 55 | Halt | 'halte' | Elbostfälisch, Geldrisch-Kleverländisch, Südwestfälisch (Peters 1.1.2.) |
V. 55 | dich | 'dich' | Hochdeutsch |
V. 55 | mir | 'mir' | Hochdeutsch |
V. 55 | tzo | 'zu' | Hybridform |
V. 56 | dir | 'dir' | Hyperkorrekte Form |
V. 56 | flytze | 'Fleiß' | Hyperkorrekte Form |
V. 56 | ich | 'ich' | Hochdeutsch |
V. 57 | der | 'der' | Hochdeutsch |
V. 57 | mo(v)tz | 'muss' | Hybridform, Hyperkorrekte Form |
V. 57 | syn | 'sein' | Hochdeutsch (Peters 2.1.10.3.) |
V. 59 | dir | 'dir' | Hochdeutsch |
V. 61 | hilff | 'helfe' | Hochdeutsch |
V. 61 | mir | 'mir' | Hochdeutsch |
V. 62 | geperden | 'Gebärden' | Bairisch (Paul § E 26) |
V. 63 | is | 'es' | Hybridform |
Einspielungen
Keine Einspielungen vorhanden.
Parallelüberlieferung
- Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: mgq 1107 (Palmsche Handschrift), Bl. 84r/v
- Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: Yd 5006 (Bergreihen), Nr. 29
- Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: Yd 5008 (Bergreihen), Nr. 29
- Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek: 14.6: 60e (Bergreihen, Weimarer Liederbuch), Nr. 29
- Zwickau, Ratsschulbibliothek: 30.5.20 (1) (Bergreihen), Nr. 20
- Zwickau, Ratsschulbibliothek: 2.8.10.(5) (Bergreihen), Nr. 28
Literatur
Classen, Albrecht: Deutsche Liederbücher des 15. und 16. Jahrhunderts. Münster [u.a.] 2001 (= Volksliedstudien. 1). S. 270–271.
Claussen, Bruno: Über den Fund eines niederdeutschen Liederbuchs aus dem Ende des 15. Jahrh. in Rostock. In: Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. 35. 1915. 2/3. S. 18–24, hier: S. 23.
Claussen, Bruno (Hrsg.): Rostocker niederdeutsches Liederbuch vom Jahre 1478. Herausgegeben von Bruno Claussen mit einer Auswahl der Melodien bearbeitet von Albert Thierfelder. Buchschmuck von Thuro Balzer. Rostock 1919. S. VII, 15–18, 76–77 A. 7.
Daebeler, Hans Jürgen: Musiker und Musikpflege in Rostock von der Stadtgründung bis 1700. Dissertation der Hohen Philosophischen Fakultät der Universität Rostock. Rostock 1966. S. 181–182.
Heydeck, Kurt: Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Rostock. Beschrieben von Kurt Heydeck. Wiesbaden 2001 (= Kataloge der Universitätsbibliothek Rostock. Erster Band: Die mittelalterlichen Handschriften). S. 130, 445.
Holzapfel, Otto: Liedverzeichnis. Die ältere deutschsprachige, populäre Liedüberlieferung (in Zusammenarbeit mit dem Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern, Bruckmühl). Hildesheim [u.a.] 2006. S. 1082.
Holznagel, Franz-Josef: Das 'Rostocker Liederbuch' und seine neue kritische Edition. Unter Mitarbeit von Andreas Bieberstedt, Udo Kühne und Hartmut Möller. In: Niederdeutsches Jahrbuch. 133. 2010. S. 45–86, hier: S. 55.
Holznagel, Franz-Josef: Rostocker Liederbuch. In: Kühlmann, Wilhelm (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl. Berlin / Boston 2008–2102. Band 10. 2011. S. 35–36, hier: S. 35–36.
Holznagel, Franz-Josef: Songs and Identities. Handwritten Secular Songbooks in German-Speaking Areas of the Fifteenth and Sixteenth Centuries. In: Poel, Dieuwke van der / Grijp, Louis Peter / Anrooij, Wim van (Hrsg.): Identity, Intertextuality, and Performance in Early Modern Song Culture. Leiden, Boston 2016 (= Intersections. 43). S. 118-149, hier: S. 133.
Lietz, Hanno (Hrsg.): Bruno Claussen an der Universitätsbibliothek Rostock. 1912–1949. Rostock 1995 (= Veröffentlichungen der Universitätsbibliothek Rostock. 121). S. 57.
Ranke, Friedrich / Müller-Blattau, Joseph M. (Hrsg.): Das Rostocker Liederbuch nach den Fragmenten der Handschrift neu herausgegeben von Friedrich Ranke und J. M. Müller-Blattau. Halle (Saale) 1927 (= Schriften der Königsberger Gelehrten Gesellschaft. Geisteswissenschaftliche Klasse. 4. Jahr. Heft 5), S. 195–200, 213 A. 2, 225–227, 280.
Salmen, Walter: Das 'Rostocker Liederbuch'. Eine Standortbestimmung. In: Heller, Karl / Möller, Hartmut / Waczkat, Andreas (Hrsg.): Musik in Mecklenburg. Beiträge eines Kolloquiums zur mecklenburgischen Musikgeschichte veranstaltet vom Institut für Musikwissenschaft der Universität Rostock, 24.–27. September 1997. Mit einer Zeittafel und einer Auswahlbibliographie zur mecklenburgischen Musikgeschichte. Hildesheim / Zürich / New York 2000. S. 109–128, hier: S. 122.
S[chröder], E[dward]: Rezension zu: Rostocker Niederdeutsches Liederbuch vom Jahre 1478. herausgegeben von Bruno Claussen, mit einer auswahl der melodien bearbeitet von Albert Thierfelder, buchschmuck von Thuro Balzer. Rostock, Hinstorff 1919. In: Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Litteratur. 40. 1921. S. 149–151, hier: S. 150.
S[eelmann], W[ilhelm]: Rezension zu: Rostocker Niederdeutsches Liederbuch v. J. 1478. Hrg. von Bruno Claussen. Mit einer Auswahl der Melodien bearb. von Alb. Thierfelder. Rostock, Hinstorffs Hofbuchdruckerei 1919. In: Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. 37. 1919/1921. S. 64.
Sittig, Doris: Vyl wonders machet minne. Das deutsche Liebeslied in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Versuch einer Typologie. Göppingen 1987 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. 465). S. 42, 63, 190–192, 366.
Touber, Anthonius H.: Deutsche Strophenformen des Mittelalters. Stuttgart 1975 (= Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte. 6). S. 39.